H.C. Artmann
nachtwindsucher | yokaze no uta
Österreichische Haiku
In der japanischen Übersetzung von Midorikawa Masumi.
Mit 7 Originalholzschnitten von Michael Schneider und
einer Kalligraphie von Shuka Hiiro.
Einband: Softcover, in Kassette aus Fichte-Pappel natur
Bindung: Japanische Blockheftung (kangxi)
Papier/Cover: Handgeschöpftes Papier
Papier/Buchkern: jap. Papier (kozo-shi)
Druck/Cover: Titel und Autor als Wasserzeichen
Druck/Buchkern: Buchdruck von Kunststoffklischees
Schrift(en): Times New Roman
Format: 25,5 x 18 cm
Gewicht: 300 g
Seiten: 81 Seiten
Abbildungen: 7 handgedruckte Holzschnitte, schwarz
Sprache(n): Deutsch / Japanisch
Erscheinungsdatum: 1996
Auflage: 100 nummerierte & signierte Exemplare
Euro 850,00
(inkl. 10 % MwSt., zzgl. Versand)
Aus der Projektbeschreibung (1996):
"Diese deutsch-japanische Erstausgabe von H.C. Artmanns Haiku-Sammlung nachtwindsucher (deutschsprachige Erstausgabe im Rainer Verlag, Berlin 1984), ist nach einer Idee von Elisabeth Parth entstanden. Im erweiterten Sinn ließe sich auch von einer dreisprachigen Ausgabe sprechen, denn jedes Haiku ist in der deutschen Originalversion abgedruckt, dessen japanische Übersetzung aber nicht nur in der Zeichenschrift (kanji und kana), sondern auch in lateinischer Schreibweise (romaji nach Hepburn), die ungefähr der kanji- und kana-Lautung entspricht. Dass damit die lautliche Seite der japanischen Übersetzung zugänglich gemacht ist, entsprach dem ausdrücklichen Wunsch von H.C. Artmann.
Der japanische Titel wird jokase no uta ausgesprochen, lateinisch yokaze no uta geschrieben und heißt rückübersetzt eigentlich lieder bzw. gedichte vom nachtwind. Als Übersetzer der Haiku von H.C. Artmann verstand sich Midorikawa Masumi in erster Linie als Vermittler, zwischen höchst verschiedenartigen Sprachsystemen, soziokulturellen Kontexten und Weltanschauungen, zwischen der wundersamen Haiku-Welt eines österreichischen Dichters und einer (haiku-festen) japanischen Leserschaft. Seine Übersetzung ist Nachdichtung.
Michael Schneider entwarf sieben kleinformatige Holzschnitte, mit abstrakten Kompositionen von dunklen z.T. wenig bearbeiteten Flächen, geschnittenen Linien und ausgehobenen hellen Bildräumen, die sich dem Text gegenüber nicht illustrativ, sondern eigenständig und gleichberechtigt verstehen, und formale Prinzipien der Haiku-Dichtung aufnehmen: So wie das Haiku dem Leser in einem reizvollen Wechsel von Angedeutetem und Ausgesprochenem die Bausteine zur Konstruktion von Bildern und Stimmungen liefert, erlauben die Holzschnitte dem Betrachter Konstruktion von Räumen, Zeichen und Bildern, zeigen sie ein Wechselspiel von klaren Formen und offenen, mehrdeutigen Kompositionen. Für jedes Buch dieser Auflage von 100 Exemplaren druckte Michael Schneider mit schwarzer japanischer Tusche von Hand sieben Holzschnitte, wenn seine Hand zu erlahmen drohte, übernahm fachkundig Birgit Riepl.
Der Buchkern besteht aus maschinell gefertigtem, hochwertigem japanischen Papier bzw. washi (kozo-shi), dessen natürlicher Haptik ein herkömmlicher Druck im Offset nicht gerecht geworden wäre. Aus diesem Grund fiel die Wahl auf das aufwändigere Buchdruck-Verfahren, das den Buchstaben und Zeichen auf dem leicht gelblichen washi eine satte Tiefe verleiht. Die Herstellung der dafür notwendigen Kunststoffklischees und den Buchdruck vollbrachte Bruno Gitterle.
Das handgeschöpfte Cover mit Buchtitel und Autorenname als Wasserzeichen wurde in einem kleinen, renommierten Familienbetrieb mit Namen Washi no Sato in Higashichichibu-mura/Ogawamachi, Präfektur Saitama, hergestellt, einem der vielen, traditionsreichen Meisterbetriebe in der Region Chichibu, berühmt für die Herstellung und Verarbeitung von qualitativ hochwertigem washi.
Bücher wurden in Japan ursprünglich in chinesischer Tradition gebunden, d.h. in Handarbeit seitlich genäht. Heutzutage ist das bereits durch maschinelle Fertigung möglich, was natürlich zu einem massiven Aussterben alteingesessener Buchbindereien geführt hat, die diese spezielle Kunst der Buchbindung noch in Handarbeit pflegen. Von einem der wenigen übrigen in Chichibu wurde die Bindung dieses Haiku-Gedichtbandes genäht."